Es ist höchste Zeit, dass unsere Buchtipps in die zweite Runde gehen. Im Mai kommen sie von Deborah aus dem Klimahaus Bremerhaven und zeigen uns ganz unterschiedliche Herangehensweisen an den Klimawandel in Buchform.
A. Hamann, R. Leinfelder, H. Trischler, H. Wagenbreth (Hrsg.) | Anthropozän: 30 Meilensteine auf dem Weg in ein neues Erdzeitalter – Eine Comic-Anthologie
Deutsches Museum (2014) | ISBN 978-3-940396-45-7
Diese Sammlung von 30 acht-Panel-Comics zum „Anthropozän“, erarbeitet von 25 jungen Zeichner*innen zusammen mit dem Deutschen Museum und zahlreichen wissenschaftlichen Expert*innen, erzählt uns mit viel Witz und Charme von den Meilensteinen der menschlichen Spezies.
Dabei geht es nicht nur um die unermüdlichen Entdecker und Erfinder, denen wir die Industrialisierung, die Elektrizität und das Internet verdanken, sondern auch um die Reisenden von damals und heute, die Arbeiter, die Kinder, die Künstler und die Superhelden. In erster Linie dargestellt sind wir, die Menschen des Anthropozäns, und unsere neu gewonnene Fähigkeit, unsere Welt in nie dagewesenem Maße zu verändern.
Stoff zum Nachdenken, denn neben der Vergangenheit und Gegenwart bieten die Comics auch Einblicke in das, was auf uns zukommt – morgen, 2050, in fünfhundert Jahren – und in das, was von uns bleibt, wenn unsere Zivilisationen zu Sand zerfallen und die Archäologen der Zukunft auf die Suche gehen nach den Spuren, die wir gerade im Sediment unseres Zeitalters hinterlassen.
Hayao Miyazaki | Nausicaä aus dem Tal der Winde (7 Bände)
Carlsen (2010-2011) | 16 Euro | ISBN 978-3551741714 (Band 1)
Der 1984 erschienene Anime „Nausicäa aus dem Tal der Winde“ war der erste internationale Erfolg des heute weltbekannten Regisseurs Hayao Miyazaki. Präsentiert wurde der Film damals sogar vom WWF. Was viele nicht wissen, ist, dass die Geschichte auf der gleichnamigen Manga-Serie Miyazaki’s basiert, die 2001 auch erstmals übersetzt bei uns in Deutschland erschien.
In Nausicäas post-apokalyptischer Zukunft ist die ganze Welt von einem riesigen, giftigen Pilzwald bedeck. Dieses „Meer der Fäulnis“ verschlingt nach und nach die letzten noch sicheren Lebensräume. Gerade deshalb betrachten die Menschen den Wald als ihren größten Feind. Alle bis auf Nausicäa, die davon überzeugt ist, dass es auch einen anderen Weg geben muss.
Obwohl die Geschichte schon fast fünfzig Jahre alt ist, fühlt sich das Thema vom respektvollen Umgang mit der Natur noch immer erschreckend aktuell an, weshalb die Story trotz ihres Alters nichts an Faszination eingebüßt hat.
Alan Weisman | Gaviotas: Ein Dorf erfindet die Nachhaltigkeit
Piper (2012) | 19,99 Euro | ISBN 978-3492055079
Es klingt übermäßig optimistisch, was Paolo Lugari 1971 vorhat: Inmitten der Savanne im Hochland von Kolumbien, umgeben von Drogenanbau, militärischen Gruppen und Guerillakämpfern gründet er ein Dorf. Das Ziel? Nachhaltig leben in einer der trockendsten Regionen Südamerikas.
Das gleichnamige Buch erzählt die Geschichte von „Gaviotas“, ebenjener Selbstversorger-Ökosiedlung und seiner einzigartigen Entwicklung. Von einer Pumpe, die die Einwohner eigens erfanden, um Wasser aus tiefer liegenden Grundwasserschichten zu ziehen, über die mehr als einer halben Millionen Kiefern, die sie in der Savanne gepflanzt haben und von deren Erzeugnissen sie heute leben, bis zu den Idealisten, die das Projekt vor Ort unterstützten.
Genauso, wie sich Lösungen aus unseren Breiten nicht auf andere Regionen übertragen lassen, ist auch Gaviotas‘ Ansatz einmalig. Das Buch zeigt, wie viel sich mit ein bisschen Erfindergeist für eine nachhaltigere Zukunft schon erreichen lässt.
Mike Hulme | Why We Disagree About Climate Change – Understanding Controversy, Inaction and Opportunity
Cambridge University Press (2009) | 24,99 Euro | ISBN 978-0-521-72732-7
2022. Kein Tag vergeht mehr, an dem wir dem Problem „Klimawandel“ nicht in irgendeiner Weise begegnen; in den Nachrichten, auf der Straße, beim Blick auf die Wetterapp. Die Sommer werden heißer und stürmischer, die Meere versauern, die Not ist groß – und doch scheint niemand gewillt, wirklich etwas dagegen zu tun.
„Der Klimawandel ist ein Problem, das nicht gelöst werden kann,“ sagt Prof. Mike Hulme dazu. Denn das Phänomen hat längst nicht mehr nur eine physische Dimension: zum ersten Mal in der Geschichte zwingt uns das Ausmaß einer drohenden Veränderung, unsere Gesellschaft zu überdenken – und damit unseren rechtmäßigen Platz auf dem Planeten Erde. In seinem Buch beleuchtet der britische Geograph und Klimatologe die kulturellen, politischen und zutiefst persönlichen Seiten des Klimawandels – und erklärt vor allem, warum wir uns so uneins darüber sind, wie wir ihm begegnen sollen.
